Hier kommt der Juli-Post meiner Kooperation mit designer-vintage.com, der tollen Vintage-Website, für die ich Markenbotschafterin bin :

Der Fuß des Eiffelturms. Nicht echt, Nachbau bei Chanel.

Um die Haute-Couture-Schauen in Paris werde ich manchmal beneidet. Sie sind wirklich etwas Besonderes, zelebrieren die Handwerkskunst. Man sieht wunderschöne Entwürfe, und alles atmet Eleganz. Doch arten sie oft in ein hysterisches Spektakel aus. Man kämpft um die Karten, man hechelt und hechtet und wird permanent von wild fotografierenden Menschen über den Haufen gerannt. Diesmal – bei den Couture-Schauen für Herbst/Winter 2017/18 – war der Start besonders holprig.

Kate Winslet vor der Armani-Schau

Mein Air-France-Hinflug nach Paris wurde annulliert. Der Flug danach kam viel zu spät an. Zudem am falschen Terminal. Was wieder warten hieß. Und dann gab es einen verdächtigen Koffer und Bombenalarm. Mit viel Glück konnte ich noch Richtung RER, dem Pariser Vorortzug, entwischen. Ich verpasste gleich drei Schauen auf einen Schlag. Darunter die des US-Duos Proenza Schouler, auf die ich mich besonders gefreut hatte. Echter Mist! Am Ende wurde es auch noch brütend heiß in der vollgestopften Stadt. Und doch… Gerade bei der Couture wird man immer wieder versöhnt. Durch die schöne Chanel-Schau etwa, mit einem nachgebauten Eiffelturm-Fuß in der Mitte. Oder die irrsinnig sympathische Kate Winslet, die am Eingang zur Armani-Schau neben uns stand.

Zwei Events stachen besonders heraus: Zum einen die phantastische Dior-Schau von Maria Grazia Chiuri vor dem Invalidendom. Und zum anderen die beeindruckende Dior-Ausstellung im Musée des Arts Décoratifs. Allein die Kulisse bei Chiuri war toll. Chiuri hatte die Kollektion historischen Entdeckerinnen gewidmet, tollen Frauen wie der mutigen Forschungsreisenden Freya Stark. Eine Art Urlandschaft mit Holztieren und exotischen Blüten stand für unbekannte Landschaften. Natürlich müssen Entdeckerinnen reisetauglich gekleidet sein. Chiuri passte den Models superschöne Kostüme aus Herrenstoffen an, weich und elegant. Dazu gab es dann noch zarte Abendkleider aus rauchgrauem Tüll.

Das berühmte Kostüm „Bar“ von Christian Dior in der Ausstellung

Noch besser wurde es dann in der Ausstellung. Eine derart große Schau über das traditionsreiche Modehaus hat es zuvor noch nie gegeben. Über 300 Couture-Kleider und 1000 Dokumente waren zu sehen. Von den Wurzeln Christian Diors in der Normandie zu Beginn des 20. Jahrhunderts und seiner Erfindung des New Looks 1947 bis heute konnte man durch die Geschichte des Hauses schreiten. Das war an keiner Stelle ermüdend. Dior arbeitete vor seiner Mode-Karriere als Kunsthändler. Seine Galerie war in einem Raum originalgetreu nachempfunden worden. Es gab ein Wiedersehen mit den exzentrisch-genialen Entwürfen des Dior-Designers John Galliano. Ein Teil war Stars in Dior, ein anderer berühmten Modefotografen gewidmet. Am Ende kam man in eine Art Atelier mit den Vor-Modellen der Entwürfe aus Nesselstoff und echten Schneiderinnen bei der Arbeit. Natürlich waren auch Maria Grazia Chiuris T-Shirts mit dem Aufdruck „We Should All Be Feminists“ ausgestellt. Die haben eine neue Feminismus-Debatte in der Mode in Gang gebracht. Am Ende der Ausstellung wurden wir alle in den Garten geleitet zu einem abendlichen Sommercocktail. Haute Couture kann so schön sein. Und diese Ausstellung kann übrigens jeder Paris-Besucher sehen. Nicht nur Modejournalistinnen wie ich (Beitragsbild oben: Julia Perie/Christian Dior).

Hier die Info zur Ausstellung: Christian Dior, Couturier du Rêve, Les Arts Décoratifs, Paris, 5. Juli 2017 bis 7. Januar 2018.

Website von Dior

Website zur Ausstellung