
Fast fliegend: Entwurf in Egon-Schiele-Blau
Was kann weibliche Mode? Dinge hinterfragen? Den Feminismus neu beleben? Debatten anstoßen? All das wird ihr im Moment gerne zugeschrieben. Und dabei wird unterschlagen, dass Kleider vor allem zum Kaufen und Tragen hergestellt werden. Der Rest ist oft schlicht ein Marketing-Coup. Was Mode aber wirklich kann: Frauen ein Gewand geben, in dem sie sich selbstbewusst und stark fühlen, weiblich und souverän. Der Satz „What does a woman want?“ fand sich in den Notizen zu Albert Kriemlers phantastischer Akris-Schau. Ich durfte sie vorgestern in Paris bei den Prêt-à-Porter-Schauen für den nächsten Herbst sehen. Und dachte danach, dass genau hier der Schlüssel zu gelungener Mode liegt. Wir wünschen uns Designer/innen, die danach fragen, was wir wirklich wollen. Die auf Empfang gehen statt ständig unpassende Parolen herauszublasen.




Die Schauen von Dries van Noten stechen immer bei der Prêt-à-Porter-Woche heraus. Daher musste sein 100. Defilee – jetzt bei den laufenden Defilees für den kommenden Winter – auch etwas Besonderes sein. Der Antwerpener, seit gefühlten Ewigkeiten einer meiner absoluten Lieblinge, hat einen ganz eigenen Kopf, schaltet grundsätzlich keine Werbung und überzeugt einfach mit seinen gefühlvollen, farb- und musterverliebten Entwürfen. 

Die laufenden Pariser Prêt-à-Porter Schauen als Korrespondentin der dpa zu covern, das heißt für mich viel Rennerei. Zeit zum Bloggen bleibt da kaum. Daher war es etwas still in den vergangenen Tagen auf „The Serene Style“. Doch nun kommt sie hier: die Schau der Schauen in dieser Saison. Die Italienerin Maria Grazia Chiuri zeigte am Freitag ihre erste Kollektion für Dior, und noch nie habe ich so viele Zaungäste bei den Defilees gesehen wie hier. Die Spannung stieg minütlich. Wahrscheinlich weil noch nie zuvor eine Frau an der kreativen Spitze von Dior gestanden hat – eine absolute Premiere also. Und Chiuri wartete mit einer überraschenden Schau auf. Wie viele hatte ich mit eher gefälligen, romantischen Entwürfen gerechnet. Doch es kam ein Statement für den Feminismus. Das war auf jeden Fall mutig. Die Stunde der Frauen hat offenkundig bei Dior geschlagen.

