Unter Palmen: Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich auf Kuba. Und total fasziniert. Allein der tanzende, trommelnde Trubel in Havanna lässt einen sprachlos. Der Kontrast zwischen nüchternem Sozialismus und praller Romantik, die Schönheit der Stadt trotz oder wegen des Verfalls… Die Eindrücke sind derart intensiv, dass es nach ein paar Tagen wohl tut, aufs Land zu fliehen. Uns zog es in das fruchtbare, grüne Tal von Viñales. Eine der Hauptattraktionen von Kuba und wirklich eine Reise wert. Wir haben hier eine ökologisch arbeitende Farm und einen Tabakbauern besucht sowie ein imposantes Kunstprojekt angesehen. All dies lohnt sich sehr – ich habe richtig viel gelernt bei diesem „Ausflug in die Frische“ und kam zudem ziemlich erholt nach Havanna zurück.
Anfang Februar habe ich auf diesem Blog einige Posts zum Thema „nachhaltiges Leben“ angekündigt. Wo kann ich meinen Lebensstil sinnvoll verändern? Und: Was bringt wirklich was? Das ist die Gretchenfrage hier. Denn manchmal nehmen wir Dinge für gesetzt, ohne richtig nachzuforschen. Den angepeilten Zwei-Wochen-Abstand für die Posts konnte ich leider nicht einhalten, doch nun kommt der erste Eintrag. Es geht – keine große Überraschung – um Plastikverpackungen. Zunächst einmal für die Küche und den Essenseinkauf. Dazu gehört natürlich die viel umstrittene Einkaufstüte. Aber auch der Joghurtbecher, der Gemüsebeutel oder die Frischhaltefolie.
So ein Mist! Die Kälte ist zurück. Wir hatten doch alle eigentlich schon auf den Frühling gehofft, und nun geht es mit erneuten Minustemperaturen wieder in den Winter. Und damit auch in die Winterklamotten. So bunte leichte Looks wie der hier gezeigte von Maison Common bleiben also erstmal noch ein schöner Traum. Die Münchner Marke, die ausschließlich in Deutschland fertigt, setzt in der Frühjahrs-Saison auf einen gekonnten Farben- und Mustermix. Der einfach gute Laune macht. Oder machen könnte, wenn das Wetter mitspielte (Bild: Maison Common).

Fast fliegend: Entwurf in Egon-Schiele-Blau
Was kann weibliche Mode? Dinge hinterfragen? Den Feminismus neu beleben? Debatten anstoßen? All das wird ihr im Moment gerne zugeschrieben. Und dabei wird unterschlagen, dass Kleider vor allem zum Kaufen und Tragen hergestellt werden. Der Rest ist oft schlicht ein Marketing-Coup. Was Mode aber wirklich kann: Frauen ein Gewand geben, in dem sie sich selbstbewusst und stark fühlen, weiblich und souverän. Der Satz „What does a woman want?“ fand sich in den Notizen zu Albert Kriemlers phantastischer Akris-Schau. Ich durfte sie vorgestern in Paris bei den Prêt-à-Porter-Schauen für den nächsten Herbst sehen. Und dachte danach, dass genau hier der Schlüssel zu gelungener Mode liegt. Wir wünschen uns Designer/innen, die danach fragen, was wir wirklich wollen. Die auf Empfang gehen statt ständig unpassende Parolen herauszublasen.
Wenn meine beste Freundin ein Kleidungsstück als „sehr brauchbar“ bezeichnet, dann gleicht das einem Ritterschlag. Sie selbst ist unfassbar stilsicher. „Brauchbar“, das heißt, auf viele Weise einsetzbar. Gut kombinierbar zum Beispiel, lange haltbar und auf vielfältige Weise einzusetzen. Die handgefertigten Kaschmir-Schals und Stolen von „Friendly Hunting“ finde ich zum Beispiel in diesem Sinne brauchbar. Sie sind zwar leider schwindelerregend teuer, aber leicht und wunderbar weich, passen zu vielen Sachen, und werden einem mit Sicherheit nie überdrüssig. Die Muster und Farbkombinationen wirken schön und besonders. Fair produziert sind sie außerdem. In kleinen Manufakturen in Nepal unter Arbeitsbedingungen, die westlichen Standards entsprechen.
Wo könnte es gerade besser sein als in der Schweiz? Es hat in den vergangenen Wochen ausreichend geschneit, und die Sonne kommt immer wieder strahlend heraus. Auf fein gespurten Loipen gleitet man wie durch den Zauberwald, und sogar die teils klirrende Kälte hat etwas Magisches. Der Look of Month für Februar hat daher auch einen expliziten Schweiz-Bezug. Dieser elegante Swiss Style stammt von einer hochbegabten Hamburger Modestudentin, Sophie Schaper, die ich über meine Tochter kenne. Und auch Cora Neumüller, die Fotografin, mit der sie für ihre Semesterarbeit zusammen gearbeitet hat, wirkt unfassbar talentiert.
Was bedeutet eigentlich „nachhaltig“ für das eigene Leben? Und was ist wirklich umweltfreundlich? Vor ein paar Tagen hörte ich einen hervorragenden Vortrag des WWF über den Wald und unser Klima. Die Referentin erklärte, dass rund 13 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Vernichtung von Wäldern stamme. Wälder speichern Kohlenstoff. Bei ihrer Abholzung wird dieser als CO2 freigesetzt. Der Schutz des Waldes muss also demnach ganz oben stehen. Und sie mahnte dringend dazu, ingesamt viel weniger zu konsumieren.
Gestern nun stieß ich – unterwegs in Hamburg Eppendorf – auf den Pop-Up-Showroom einer schönen „nachhaltigen“ Yogalinie. Auf meine Frage, was an der Kollektion denn nachhaltig sei, antwortete mir eine der Gründerinnen, die Stücke seien vegan und allesamt in Europa produziert. Mmhh, dachte ich. Vorher hatte ich ja nun gerade diesem eindringlichen Appell zum Konsum-Verzicht gelauscht. Und nun galt hier Mode als nachhaltig, nur weil sie vegan und in Europa produziert wurde. Ein Grund, hierüber noch einmal nachzudenken (Beitragsbild: © Paul Edmondson/Stocksy).

Zwei der auf Puppen drapierten Entwürfe von Ulyana Sergeenko
Was für ein Jammer! Ausgerechnet die russische Haute-Couture-Designerin Ulyana Sergeenko fiel bei den Pariser Haute-Couture-Schauen vor ein paar Tagen unfassbar blöd auf. Mit einem wahrscheinlich gedankenlos dahingekritzelten, aber dann doch rassistisch wirkenden Briefchen. Ihre Mode allerdings gehörte zum Besten, was Paris diesmal zu bieten hatte. Ich war trotz allem in ihrem Showroom zu Tee und Windbeuteln. Ihre Entwürfe stellen eigentlich genau das, was Haute Couture sein sollte. Kein „Werbemittel“ wie bei den großen Marken, um irgendwelche Kosmetika und Nebenprodukte in Massen zu verkaufen. Sondern exklusive Entwürfe, die nur für sich sprechen.
Stefanie Schütte
Stefanie Schütte berichtet seit 20 Jahren über Leute, die Kleider machen, und Kleider, die Leute machen. Als Mode-Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) beobachtet sie die Pariser Laufstege und die Designerszene. Zudem schreibt sie für Medien wie das FAZ-Magazin, die Süddeutsche Zeitung und brand eins sowie als Autorin für den C.H.Beck-Verlag. Die gebürtige Hamburgerin hat längere Zeit in Italien und New York verbracht und lebt heute in der Nähe der Hansestadt und den Stockholmer Schären.
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