Noch hat die Fastenzeit nicht angefangen – die große Gelegenheit, sich innerlich und auch äußerlich zu entrümpeln. In diesem Jahr geht es erst am 6. März los, da Ostern so spät liegt. Kalender hin oder her – den Februar verbinde ich inzwischen fest mit Aufräumen und Detox-Ritualen. Und so nehme ich mir vor, einmal meine Kosmetiksammlung zu durchforsten. „Sammlung“ trifft es eigentlich ganz gut. Für Beauty-Produkte habe ich eine Schwäche. Früher glich mein Bad beinahe einer Douglas-Filiale. Auch wenn ich inzwischen deutlich weniger kaufe, ist es immer noch zu viel. Meine Abstellflächen sehen noch ganz gut aus, aber unter dem Waschbecken steht ein Korb im Boho-Stil mit Fransentuch. Und darunter lauert das Chaos. Los geht es also. Nach der bewährten Marie-Kondo-Methode arbeite ich mich Kategorie für Kategorie durch. Jedes Stück wird in die Hand genommen und geprüft. Mein Ziel ist, dass ich mich künftig auf das beschränke, was ich absolut nützlich finde.

Der Korb des Schreckens – ohne Tuch drüber

Zunächst ist der Nagellack dran. Ehrlich gesagt, benutze ich seit zwei Jahren kaum noch Nagellack. Die Nägel sehen einfach schrecklich aus, wenn man dauernd lackiert. Sie trocknen aus und werden gelb und hart. Irgendwann hatte ich mir ein Herz gefasst und auf Lack an Fingern und Zehen vollkommen verzichtet. Wie bei einer Frisur, die man rauswachsen lässt, sah es zunächst ziemlich erbärmlich aus. Regelrecht peinlich. Irgendwann aber glänzten die Nägel wieder, sahen gepflegt und gesund aus. Seitdem schrecke ich vor jeder neuen Lackier-Aktion zurück. Ich will auf keinen Fall das Erreichte riskieren. Ich brauche Lack also nur für besondere Gelegenheiten. Neun Fläschchen besitze ich, fast alle von Chanel. Ich habe sie bei diversen Modenschauen geschenkt bekommen. Bei Code-Check kommen die Produkte gar nicht mal so schlecht weg, nur wenige Inhaltsstoffe sind wirklich schädlich. Ich beschließe, nur die einige Jahre alten auszusortieren nebst einem Lack von Catrice mit einer schlechten Code-Check-Bilanz. Die alten Lacke müssen übrigens – wie alle Farben – beim Recycling-Hof entsorgt werden. Sie kommen also im Keller in die Ecke mit der nächsten Müll-Fuhre. Übrig bleiben drei Farben – ein Grauton, ein dunkler Rotton, ein heller Rotton sowie ein Basislack. In meiner Lackkiste ist nun Platz für ein schönes Nagelöl von Dr. Hauschka sowie ein Bio-Produkt für die Nagelhaut (brauche ich eigentlich auch nicht, das will ich aber nicht wegwerfen).

Nun geht es an die dekorative Kosmetik. Auch hier muss ich feststellen, dass ich in den vergangenen drei bis vier Jahren mich eher wenig geschminkt habe. Ich liebe Natürlichkeit, wozu also das ganze Zeug? Ein uraltes, leider kaum benutztes Rouge von Kjaer Weis wandert in den Müll. Ebenso ein längst abgelaufener Lidschatten. Ein glitzerndes Eyeshadow-Produkt von Victoria Beckham hingegen bleibt. Auch wenn es lange nicht so umweltfreundlich ist. Aber ich verwende es jedesmal, wenn ich ausgehe. Also, in toto – viel nachhaltiger. Ich entdecke ein beigefarbenes Rouge von Chanel, ebenfalls geschenkt. Das behalte ich. Das einzige Produkt, was ich hier wirklich in Dauergebrauch habe, ist ein Rouge von By Terry. Auch das bleibt. Beim Lippenstift behalte ich nur einen relativ neuen von einem Naturkosmetikhersteller. Vier „Altlasten“ müssen in den Müll. Eigentlich eine Schande.

Aufgeräumt und aussortiert – fühlt sich schon viel besser an.

Der Abgrund des Schreckens ist jedoch die pflegende Kosmetik fürs Gesicht. Und dazu gehören unzählige Proben und Pröbchen, die alle im großen Korb liegen. Als ich alles auf einen Haufen stapele, wird mir regelrecht schlecht. Wie kann man nur so viel ansammeln? „Aparigraha“, das Nicht-Anhäufen, ist eine der Tugenden, die wir im Yoga üben sollen. Um am Ende glücklicher zu sein. Ich bin leider weit davon entfernt. Wahrscheinlich glaube ich manchmal doch an die Versprechen der Kosmetikindustrie, demzufolge es eine Art Jungbrunnen für die Haut geben soll. Andererseits benutze ich die vielen „Jungbrunnen“-Proben dann doch nicht. Und bin eigentlich zufrieden mit meiner Haut. Aber wahrscheinlich hat auch hier wieder Marie Kondo Recht. Im Produkt-Dschungel habe ich die Orientierung verloren. Dass weniger mehr ist, wird erst lebbar, wenn es auch sichtbar ist und Freude bereitet.

Uralte Sachen wandern in den Müll. Verschenken kann ich diese nicht mehr. Bei einigen Proben, die mir meine Kosmetikerin gegeben hat, entdecke ich Mikroplastik unter den Inhaltsstoffen. Also ab in den Müll. Verbrennen ist immer noch besser, als dass es über die abendliche Gesichtsreinigung in den Wasserkreislauf gelangt. Einige Produkte von Susanne Kaufmann, einer meiner Lieblingsmarken, habe ich doppelt. Ich stelle sie sorgfältig in eine Ecke, damit sie später in einen Extra-Aufhebebeutel wandern können. Dazwischen finden sich Shampoo-Proben, Seren, Cremes für Mischhaut (gar nicht mein Thema) oder Tübchen mit einem Inhaltsstoff, den ich nicht vertrage. Am Ende werfe ich ein Drittel der Sammlung weg. Ein weiteres Drittel kann ich in eine Täschchen für Reisen legen. Getrennt nach Shampoo, Serum, Creme oder Body-Lotion. Von dem letzten Drittel zweige ich ein paar Produkte zum Verschenken ab (meine Tochter wird sich freuen), der Rest ist meine Top-Liste.

Noch skeptisch, aber fast fertig.

Fehlen noch Duschgel, Shampoo, Conditoner, Körperöle und Cremes. Hier habe ich leichtes Spiel, weil ich fast immer die gleichen Produkte benutze und erneut kaufe. Aparigraha praktiziere ich hier schon länger. Ebenso beim Parfum.

Wie immer bei Marie-Kondo-Aktionen atmet man am Ende förmlich auf und fühlt sich befreit. Das Bad sieht so schön aus wie noch nie. Ich hoffe, dass es wie die Kleiderschrank-Aktion vor zwei Jahren auch eine nachhaltige Wirkung hat. Und ich noch viel kritischer einkaufe. Als Nebeneffekt ist tatsächlich meine persönliche Must-Have-Liste entstanden. Mit den Produkten, die ich wirklich für gut halte und regelmäßig benutze. Alles Andere braucht es nicht.