Schön wär's: Weidehaltung ist bei Milchkühen nicht die Regel (Bild: Shutterstock).

Schön wär’s: Weidehaltung ist bei Milchkühen nicht die Regel (Bild: Shutterstock).

Vor ein paar Tagen las ich in der sehr klugen Zeitschrift Chrismon eine Reportage über ein Milchbauernpaar in Ostfriesland. In eineinhalb Jahren wollen die beiden ihren Hof aufgeben, da sie angesichts der niedrigen Milchpreise nicht mehr von der Viehwirtschaft leben können. Und das wahrscheinlich gerade weil sie zwar keine Bio-Bauern, aber durchaus verantwortungsbewusste Landwirte sind, deren Tiere tagsüber jederzeit auf die Weide können. Milch, das machte der Artikel noch einmal ganz klar, ist in Deutschland zu billig. Gleichzeitig steigt die produzierte Milchmenge immer weiter an. Wir nehmen zu viel Milch aus schlechter Massenproduktion zu uns und ruinieren damit sogar noch die wackeren „Einzelkämpfer“ unter den Bauern. Gefördert wird durch die niedrigen Preise die Massentierhaltung mit gezüchteten Hochleistungsrassen in Laufstallhaltung, die einmal im Jahr künstlich befruchtet werden. Ohne züchterischen Eingriff würde eine Kuh etwa acht Liter Milch im Jahr geben. Heute gibt es Rassen, die 10.000 Liter im Jahr produzieren. Eine ziemliche Horrorvorstellung, die an Frankenstein erinnert.

 

Auch sonst spricht vieles gegen regelmäßigen Milchkonsum. Allem voran die enorm schlechte Energiebilanz: Allein für das Tierfutter werden große Anbauflächen benötigt, die sonst für pflanzliche, „direkt“ konsumierte Nahrungsmittel für den Menschen dienen könnten. Dann stoßen Kühe noch erhebliche Mengen des Treibhausgases Methan aus. Und zu guter Letzt müssen Milchprodukte für die Lagerung gekühlt werden, verbrauchen also noch einmal viel Energie.

 

Wenn schon Milch, dann wenigstens "Bio".

Wenn schon Milch, dann wenigstens „Bio“.

Selbst der vielgepriesen gesundheitliche Nutzen von Milch ist fragwürdig. Vielen von uns sind Slogans wie „Die Milch macht’s“ regelrecht eingetrichtert worden. Zwar enthält sie wertvolle Stoffe wie Kalzium, Magnesium und einige Vitamine. Aber sie hat auch ein hohes Allergiepotential und wird von vielen Menschen sowieso nicht vertragen. Um Milch zu verdauen, muss der Körper nämlich in der Lage sein, das Enzym Laktase zu bilden. Das spaltet den Milchzucker (Laktose) in seine Bestandteile auf. Es gibt immer mehr Menschen, die an einer Laktose-Intoleranz leiden. Insbesondere Erwachsene sind davon betroffen. Und für die wertvollen Stoffe gilt: Seinen Kalzium-Bedarf kann man auch gut über dunkelgrüne Gemüsesorten, Sesam oder Mandeln decken. Viel Magnesium steckt zum Beispiel in Cashewkernen, Mandeln oder Haferflocken. Ganz besonders viel in Kakaopulver. Aber womit macht man den Kakao, wenn man auf Milch verzichtet? Zum Beispiel geht das perfekt mit Dinkel-, Mandel- oder Kokosmilch. Diese drei kann man auch hervorragend für den Cappuccino verwenden. Die Regale der Supermärkte sind ja heute voll von allen möglichen Arten von Milchersatz. Für deren Vor- und Nachteile gibt es in den kommenden Wochen einen Extra-Post. Für heute lautet mein Fazit: Trinkt weniger (oder gar keine) Milch. Und die dann möglichst aus biologischer Landwirtschaft und von „glücklichen Kühen“, wenn es so etwas gibt (Beitragsbild: Shutterstock).

 

Hier geht es zu dem sehr lesenswerten Artikel in Chrismon

Website mit einigen Daten der deutschen Milchindustrie