Jeden Tag flattern Mode-Bilder in mein Email-Fach. Erst kamen sie von der Berliner Fashion-Week, jetzt von den Pariser Herrenschauen. Darauf zu sehen: Laufstege mit bunten Kleidern, die „Hier“ zu rufen schauen. Gewollt wirkende Inszenierungen, die einfach nur fotografiert werden wollen. Blasierte Fashion-Editors, die den Modetakt nur zu gern schneller klopfen. Um Aufmerksamkeit heischende Bloggerinnen in seltsam herzlosen Outfits. Oder verkleidet aussehende Filmstars. Ich fühlte mich bald bleischwer und modemüde. Und ziemlich genervt. Wer soll das alles tragen? Warum muss das Kleid immer wieder neu erfunden werden? Wandert das Meiste dann eigentlich nach Gebrauch gleich in den Müll? So kurz scheint die Halbwertzeit eines Kleidungsstückes zu sein. In all das Elend platzte dann aber doch eine erfrischende Mail mit der Berliner Präsentation meiner beiden Freundinnen Johanna Perret und Tutia Schaad.




„Kaufe und besitze weniger Dinge“ ist ein Motto der schwedischen Modedesignerin Carin Rodebjer. Und so entwirft sie auch ihre Kleider: Als Key-Pieces, die viele Saisons überdauern, gut miteinander zu kombinieren sind, aber überhaupt nicht neutral oder langweilig wirken. Sondern feminin, etwas verspielt und doch zeitlos und klar. In Rodebjer sieht man einfach gut aus. Kein Wunder, dass ihre Karriere anfing, als sie in Manhattan auf ihre eigenen handgemachten Anziehsachen angesprochen wurde. Toll sieht auch ihr stylisher Flagship-Store in Stockholm aus. 




Waste is the new black! Eine genial einfache Idee dazu hat das italienische Modelabel Re-Bello: Aus „Abfällen“, die in der Schafzucht anfallen, sollen gemütlich-warme Jacken entstehen. Jedes Jahr werden alleine in der Provinz Bozen 60 von insgesamt 150 Tonnen Wolle als Sonderabfall verbrannt. Sie stammt von Tiroler Milchschafen und wird nicht weiter verwertet. Der Textilindustrie erscheint sie zu hart und rauh. Die Macher von Re-Bello beschlossen, diese Wolle einfach als Futterstoff für eine neue Art von Jacke zu verwenden. Die Fasern werden mit natürlichen Methoden vorbehandelt, so dass sie weicher und luftiger werden und der Geruch „nach Schaf“ verschwindet. Auch der Rest der Jacke besteht aus Abfallstoffen: Sie wird aus einem aus alten Plastikflaschen gewonnenen Faden gewebt. Und selbst bei der Finanzierung des Projekts geht Re-Bello einen neuen Weg: Das Ganze ist in ein Crowdfunding-Projekt auf Kickstarter eingebettet, d.h. Re-Bello sammelt Geld für diese besondere Jackenkollektion.


