26th June 1954: Two girls sharing the ordeal of a nine-day diet at a health farm take one of their regular baths. The baths are alternately hot and cold to improve circulation. Original Publication: Picture Post - 7187 - Slimming Match - Blonde V Brunette - pub. 1954 (Photo by Maurice Ambler/Picture Post/Getty Images)
Eigenwillige Anprobe - Szene von 1952 (Bild aus dem Buch/John Chillingworth/Picture Post/Getty Images).

Eigenwillige Anprobe – Szene von 1952 (Bild aus dem Buch: John Chillingworth/Getty Images).

„Von Frau zu Frau“ als Buchtitel für einen Band über „Frauenwissen“ zu wählen, das ist zumindest gewagt. Man denkt da ziemlich schnell an irgendwelche betulichen Ratgeber, die ein altertümelndes Bild von Weiblichkeit verbreiten – mit geschwätzigen Matronen, die sich gegenseitig ihre Geheimnisse ins Ohr flüstern. Doch das Buch der Heilpraktikerin und Wissenschaftsjournalistin Annette Kerckhoff schafft es, Frauenweisheiten aus über 100 Jahren klug, witzig, charmant und äußerst belesen zu präsentieren.

 

"Manueller Geschirrspüler" von 1929, Bild aus dem Buch (Ullstein Bild)

„Manueller Geschirrspüler“ von 1929, Bild aus dem Buch (Ullstein Bild).

Sie zitiert Pionierinnen der Frauenreche im 19. Jahrhundert wie Hedwig Dohm oder emanzipierte Vorreiterinnen der Medizin wie Hope Bridges und erinnert an Naturheilkundlerinnen wie Ida Hofmann (1846-1926). Die Hauptsache des ganzen Buches aber sind die vielen Tipps und Tricks aus der Vergangenheit, die noch heute verblüffende Gültigkeit haben (Kerckhoff hat dabei bewusst nur das aufgenommen was heute noch aktuell ist und medizinisch Überholtes herausgelassen). Man findet Rezepte für Haferbrei und Graupensuppe, Butterkuchen und Vanillepudding (genau so, wie ihn meine Mutter machte, wunderbar!), Tipps für blendend weiße Zähne, zum Einschlafen, Schönheitsmasken und Fleckenmittel. Man erfährt, warum Kartoffeln so gut als Auflage wirken und freut sich über „Ein Hoch auf die Wärmflasche“. Dass schon die Gesundheitserzieherin Klara Muche Auszeiten für überforderte Frauen forderte, als der Begriff „Multitasking“ noch gar nicht erfunden war, ist eine der vielen Entdeckungen, die in dem schön gestalteten Buch mit herrlich amüsanten historischen Aufnahmen zu machen sind. „Vor allem bildet euch nicht immer ein, dass ein Stündchen Ruhe gleich Faulenzerei ist. Im Gegenteil gibt es dabei ernste, oft recht schwere Arbeit: die Gedanken beruhigen, aufs rechte Ziel lenken, den Willen fest einsetzen aufs Gesundwerden, die Stimmung lenken zur Heiterkeit“, schrieb Muche 1907. Könnte man ohne weiteres so heute für Achtsamkeits-Seminare verwenden (Beitragsbild von 1954 aus dem Buch, © Maurice Ambler/Getty Images).

Seitekerckhoff

 

Annette Kerckhoff: „Von Frau zu Frau. Was wir weitergeben, was wir teilen“, Elisabeth Sandmann Verlag, München 2016, 160 S., € 24,95, ISBN 978-3-945543-14-6.