„Schmutziges Gold“: Lilian von Trapp über Mining in Uganda

Die Schmuckdesignerin Lilian von Trapp fertigt nicht nur Stücke von erlesener Schönheit, sie ist auch eine enorm couragierte und engagierte Person. Ende 2016 gründete sie trotz eines kurz zuvor abgeschlossenen Jurastudiums ihre Schmuckmarke und folgte damit ihrer Leidenschaft. Sie arbeitete von Anfang an nur mit recyceltem Gold und Vintage-Diamanten. Auf keinen Fall wollte Lilian die moralisch meist verwerflichen Bedingungen von Goldabbau mittragen. Kürzlich hat sie sich mit der Earthbeat-Foundation zusammen getan, die die Langzeitschäden von Gold- und Diamantenabbau bekämpft. Vergangene Woche war sie für ein Projekt der Foundation in Uganda. Vor Ort überzeugte sie sich von den katastrophalen Auswirkungen der Goldgewinnung in der Mine von Makina. Ich habe sie zu ihren Eindrücken dort befragt:

„Schmutziges Gold“ – warum eigentlich?

Eine Goldwäscherin mit ihrem Baby auf dem Rücken (Bild: Earthbeat Foundation / LvT)

The Serene Style:
„Lilian, das Wort „Gold“ weckt ja zunächst einmal glanzvolle, schöne Assoziationen. Was sind die Schattenseiten von Goldschmuck?“

Lilian von Trapp:
„Es gibt auch den Begriff „Dirty Gold“, was den Beigeschmack zeigt. „Schmutzig“, weil die Bedingungen, unter denen Gold geborgen wird, einfach dreckig sind im wahrsten Sinne des Wortes. Die Menschen in den Minen arbeiten für einen Hungerlohn. In Uganda sind das ein bis maximal zwei Euro am Tag. Die Umstände sind lebensbedrohlich, da sie teilweise 400 Meter tief in die Erde gelangen müssen ohne jeglichen Schutz. Das geht ja auch gar nicht. Wie soll man mit Schutzstiefeln und -helmen die Schächte hinuntergelangen? Vielerorts gibt es Kinderarbeit, weil nur Kinder durch sehr schmale Schächte gelangen. Dann wird mit Gift gearbeitet, insbesondere mit Quecksilber. Ich habe selbst gesehen, wie eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Rücken ungeschützt mit Quecksilber hantierte.“

TSS:
„Kannst Du uns etws über die Goldgewinnung in Makina und die Verwendung von Quecksilber erzählen?“

LvT:
„Zunächst trägt man in den sogenannten „Pits“ erzhaltiges Gestein ab. Dabei wird Gestein abgehackt. Mit Crushern werden die Steine zu Staub gecrusht. Dieser Steinstaub wird dann mit Quecksilber gewaschen, um Goldpartikel zu gewinnen. Das Quecksilber haftet sich an das Gold und zieht es gleichsam raus. Es entstehen kleine Bällchen, die verbrannt werden. Übrig bleibt Gold.“

TSS:
„Bei Diamanten wissen viele, dass mit der Gewinnung und dem Handel oft schwere Verbrechen verbunden sind. Bei Gold denkt man zunächst, das könne nicht so schlimm sein.“

LvT:
„Eigentlich ist es das Gleiche in Grün wie bei den Diamanten. Möglicherweise ist es sogar noch problematischer, da Gifte in großem Ausmaß verwendet werden. Quecksilber ist hochgiftig. Das anderorts verwandte Cyanid ebenso. Die Lebenserwartung der Minenarbeiter in Uganda liegt bei 35 bis 40 Jahren. Außerdem stellen die Mining Pits für die Umwelt eine echte Katastrophe dar.“

Das Permakultur-Projekt der Earthbeat-Foundation

TSS:
„Was ist das Besondere an eurem Projekt?“

LvT:
„Es ist wirklich ein tolles Projekt. Man kann ja schlecht als westliche Stiftung dorthin fahren und sagen: „Wir müssen Mining abschaffen“. Die Menschen brauchen eine Lebensgrundlage. Wir wollen die ausgebeuteten Communities durch alternative Arbeitsmöglichkeiten unterstützen. Dafür wurde ein Permakulturprojekt entwickelt. Hintergrund ist, dass die Menschen hier vor dem Goldrausch als Bauern ihren Lebensunterhalt sicherten. Durch Ausbeutung von dem Land kann man aber nicht mehr so viel Landwirtschaft betreiben wie nötig. Alle wissen, dass das Mining gefährlich ist. Sie haben aber keine Alternative. Wir sagen, wir helfen euch durch Permakultur.

TSS:
„Und das funktioniert wie?“

LvT:
„Trainer zeigen den Menschen, wie man den Boden entkontaminiert. Wir machen das mit Vetivergras. Das kann dann auch verkauft werden als Ressource für Parfum. Das Gras wächst schnell. Die Wurzeln machen den Boden stabil. Man braucht weder Düngemittel noch Vieh. Im nächsten Schritt kann dann Permakultur angesetzt werden. Dabei werden in einem Feld sieben verschiedene Pflanzen angepflanzt, die sich gegenseitig unterstützen. Die Menschen können später verschiedene Produkte verkaufen. Es gibt auch ein „Training for trainer“. Die Ausgebildeten können wieder neue Leute ausbilden.“

TSS:
„Gibt es irgend etwas, was Du aus Uganda noch als persönlichen Input für Dein Leben in Deutschland mitnimmst?“

LvT:
„Die Erfahrung hat mich darin bestätigt, weiter ausschließlich mit recyceltem Gold zu arbeiten. Nach dem Besuch bei den Minen ist mir ganz bewusst geworden, dass es keine Alternative zum Recycling gibt. Ich bin wirklich zur Aktivistin geworden. Man kann nicht die Augen verschließen. Wir als die Nutzer und Verbraucher haben eine Verantwortung. Man muss auch Luxus verantwortlich genießen.“

So kann man das Projekt unterstützen:

Lilian hat für das Projekt ein Piece in Form einer Kette mit einem Anhänger als Goldbarren aus recyceltem Gold kreiert, der mit der Editionsnummer auf der Vorderseite handgraviert wird. Insgesamt gibt es 30 Stück. Auf der Rückseite ist die Landkarte der Gemeinde eingraviert. Die Kette ist unisex und kostet 500€. 100% der Einnahmen gehen an das Projekt (alle Bilder: Earthbeat Foundation /Lilian von Trapp).

Website der Earthbeat Foundation

Website von Lilian von Trapp