Wie sinnvoll ist eigentlich die Mülltrennung in organische und anorganische Abfälle wirklich? Bisher habe ich darüber nicht viel nachgedacht, sondern diese schlicht für selbstverständlich gehalten. Organisches, also Küchen- und Gartenabfälle, geht in die Bio-Tonne. Der Rest (bis auf Verpackungen, Glas oder Papier) wandert in den Restmüll. Aber als ich kürzlich für unser schwedisches Schärenhaus einen Komposter anschaffen wollte, wollte ich Genaueres wissen.

Auf den Schären-Inseln gibt es keine Bio-Tonnen, sondern lediglich ein Müllschiff, das den Hausmüll ungetrennt einsammelt. Jedes Mal, wenn ich Küchenabfälle in den Abfall warf, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Eine Komposttonne, die man mit Küchen- und Gartenabfällen befüllt, schien die beste Lösung. Aber warum eigentlich? Schließlich setzt auch der Kompostierungsprozess Gase frei. Und überhaupt: Was bringt ein Kompost? Oder auch die in Deutschland übliche Bio-Tonne? Was passiert genau mit den Abfällen? Wird bei ihrer Verwertung am Ende genau so viel CO2 freigesetzt wie bei der Verbrennung des Restmülls? Ich merkte, dass ich trotz vermeintlichen Umweltbewusstseins eigentlich relativ wenig darüber wusste. Also wühlte ich mich durch das Internet und telefonierte mit dem sehr freundlichen Umweltreferenten des NABU, des Naturschutzbundes Deutschland (toller Verein!). Er erklärte mir, was mit dem Abfall in der Bio-Tonne passiert, wann Kompostieren sinnvoll ist und noch so einiges mehr.

Also – zunächst zur Bio-Tonne: Ein Teil der Abfälle in der Bio-Tonne wird in einer Vergärungsanlage in Bio-Gas umgewandelt. Damit kann man Strom und Wärme erzeugen. Der Vergärungsrest kann als Dünger genutzt werden. Ein weiterer Teil wird in einem Biomasse-Kraftwerk zur Energiegewinnung genutzt. Diese Energie ist erneuerbar und hat eine gute Klimabilanz. Der größte Teil des Bio-Abfalls aber landet in der Kompostierungsanlage. Auch hier ist die Klimabilanz gut. Entscheidend ist nämlich nicht, dass, sondern wie man kompostiert. Und da haben natürlich Profis, die über große, mit hohen Temperaturen arbeitende Anlagen verfügen, Vorteile.

Ein weiteres Argument für die Bio-Tonne ist, dass organischer Abfall in der Regel viel feuchter ist als anorganischer. Anorganischer Restmüll sollte aber so trocken wie möglich sein. Dadurch kann er deutlich leichter und effizienter verbrannt werden. Und somit auch vorteilhafter für die CO2-Bilanz. Leider, so erklärte es mir der Herr von der NABU, bestehe der Restmüll in Deutschland immer noch zur Hälfte aus Bio-Abfällen. Das sei eine enorme Verschwendung. Sowohl umwelttechnisch als auch wirtschaftlich betrachtet.

Neben der Nutzung verschiedener Tonnen kann demnach aber auch ein eigener Kompost sinnvoll sein. Sofern man ihn richtig anlegt und für den eigenen Garten nutzt. Ein Kompost muss gut und locker geschichtet, regelmäßig gewendet und ordentlich belüftet werden. Denn auch beim Kompostieren entstehen schädliche Gase wie z.B. Methan. Je schlechter der Kompost angelegt ist, desto mehr Methan entsteht. Und dann ist er nicht mehr so umweltfreundlich wie eigentlich gedacht. Auch gehören bestimmte Abfälle wie etwa Gekochtes, Käserinde oder Bananenschalen nicht auf den Garten-Kompost, sondern in die Bio-Tonne. Ein städtischer Betreiber kann hiermit anders umgehen als ein Privathaushalt.

Fazit: Man sollte hierzulande in JEDEM Fall Organisches und Anorganisches so gut wie möglich trennen. Wer mehr dazu erfahren will, findet auf der Homepage des NABU eine sehr anschauliche Grafik zur Mülltrennung. Nur mit der Schweden-Komposter-Frage bin ich nicht so richtig weitergekommen. Wie sinnvoll dieser für ein Sommerhaus ist, konnte mir auch der nette Experte nicht endgültig beantworten (Bilder: Shutterstock).

Website des NABU mit Grafik zum Abfallentsorgung