Alanui ; Chez Colette ; Karla Otto

Seit ein paar Monaten sehe ich immer wieder Frauen in indianisch anmutenden Strickjacken herumlaufen. Großstadtnomadinnen de Luxe, die – abgesehen von der Jacke – auch sonst sehr modisch angezogen sind. Ihre fransenbesetzten Strick-Cardigans hängen zudem plötzlich in den Schaufenstern von superteuren Luxusboutiquen. Offenkundig haben sie die ukranischen „Vyshivanka“-Kleider von Vita Kin als neue „It-Pieces“ abgelöst. Wie jene sind sie handgemacht, besonders schön und leider mindestens genauso teuer. Das dazugehörige Label heißt „Alanui“. Das kommt aus dem Hawaiianischen und bedeutet „langer Weg“. Die kostbaren Jacken sollen ihre Träger einen Leben lang begleiten. 

Eine der Alanui-Jacken für Colette (Bild: Alanui/Colette)

Hinter Alanui steckt das Mailänder Geschwisterpaar Nicolò und Carlotta Oddi. Inspiriert zu den Entwürfen hat sie eine Strickjacke, die Nicolò seiner Schwester vom Flohmarkt in Pasadena mitbrachte. Die kostete nur 12 Dollar, war aber so besonders, dass Carlotta sie fortan dauernd trug. Und so kamen beide auf die Idee, ein ähnliches Teil in Luxusausführung auf den Markt zu bringen. Aus Kaschmir und ganz und gar in aufwändiger Handarbeit in der Toskana gefertigt. Da beide ziemlich gut aussehen und Carlotta bei der Vogue Japan arbeitet, wurde die Modewelt schnell auf die Teile aufmerksam. Inzwischen werden die Jacken auf der ganzen Welt verkauft. Und nun haben die Oddi-Geschwister sogar für den genialen Pariser Concept Store „Colette“ (der ja leiderleider im Dezember schließen wird) eine kleine „Capsule“-Kollektion entworfen. In strahlenden Blautönen und zudem mit einigen Teilen für Kinder.

Und noch eine der Jacken. Ziemlich prachtvoll.

Eigentlich schade, dass es auf Instagram Bilder von Super-Bloggern in Alanui nur so hagelt. Für ein Trend-Teil sind diese Jacken viel zu schade. Und zu teuer. Irgendwie verkommen sie dadurch zum reinen Status-Symbol. Dennoch: Wenn sie bald die Pelzmäntel ersetzen, nützt auch das etwas. Für die, die sich so eine Preziose nicht leisten können oder wollen, gibt es übrigens gute Alternativen. Zum Beispiel eine Indianderjacke vom Flohmarkt. Und: Warum eigentlich nicht selber stricken? Die Muster sehen zwar kompliziert aus, aber bald kommen die langen Winternächte. Da ist so ein Cardigan mit Rauten, Streifen, gezackten Dreiecken und Fransen doch gar keine schlechte Aufgabe. Der lange Weg erhielte damit noch einmal einen ganz anderen Dreh (Bilder: Alanui/Colette).

Website von Alanui