A model wears a creation by Dutch designer Iris van Herpen as part of her fall/winter 2016/2017 collection presented during the Paris Haute Couture fashion week, in Paris, France, 4 July 2016. Paris Haute Couture fashion shows run until July 06, 2016. Photo: Hendrik Ballhausen

Klänge von Kazua Nagaya bei Iris van Herpen (Foto: Hendrik Ballhausen).

Auch wenn in Frankreich gerade der Fußball regiert, gibt es noch ein paar (wenige) andere Gesprächsthemen. Bis gestern liefen in Paris die Haute-Couture-Schauen für Herbst/Winter 2016/17 und sorgten unter uns Besuchern für einige Diskussionen. Ob die Valentino-Designerin Maria Grazia Chiuri (bisher mit ihrem Kollegen Pierpaolo Piccioli ein unschlagbares Team) als Chefdesignerin zu Dior wechselt etwa, oder ob die arg ramponiert aussehenden Bandmitglieder von Metallica wirklich gute Werbemodels für die Herrenmarke Brioni darstellen. Beides ist noch nicht entschieden, aber immerhin wurde heute bekannt, dass Chiuri bei Valentino aussteigt. Alles deutet bei ihr tatsächlich auf einen Wechsel zu Dior hin. Schade! Mein persönliches Highlight des Spektakels war aber nicht Valentino oder die tolle Chanel-Schau mit den Näherinnen auf der Bühne, sondern die ätherische Präsentation von Iris van Herpen in einer Kirche.

A model wears a creation by Dutch designer Iris van Herpen as part of her fall/winter 2016/2017 collection presented during the Paris Haute Couture fashion week, in Paris, France, 4 July 2016. Paris Haute Couture fashion shows run until July 06, 2016. Photo: Hendrik Ballhausen

Foto: Hendrik Ballhausen

Eine Schau in einer Kirche! Eigentlich finde ich so etwas blasphemisch. Hier aber wirkte es so meditativ und andächtig, dass man nur wie verzaubert um die Models herumwandern konnte. Skulpturen gleichend, standen sie in Entwürfen da, die sich wie ein Kokon um den Körper wanden. Oder auch diesen wie ein Windhauch umschwebten. Für ein Modell hatte Iris van Herpen mundgeblasene Glaskugeln in transparentes Silikon eingeschlossen. Das Kleid sah aus wie ein Schwall von Wassertropfen – ein toller Effekt. Kreise und Linien gaben den Kleidern Struktur und bildeten zugleich Klangwellen nach (letztere kann man als geometrisches Muster sichtbar machen). Die spielten dann auch hörbar eine Rolle in dieser ungewöhnlichen Modeinstallation. Der japanische Musiker Kazuya Nagaya saß auf dem steinernen Kirchenfußboden und erzeugte mit zahllosen Klangschalen fast überirdische Töne. Und im Kopf trat Stille ein. „Seijaku“ hatte die niederländische Designerin die Schau überschrieben. In der Kollektionsbeschreibung las ich dann, dass dies das japanische Wort und Konzept dafür sei „Serenity“ im Chaos des Lebens zu finden. „Serenity“ – mein Lieblingswort, siehe Blog-Titel. Kein Wunder, dass ich gar nicht mehr zur nächsten Schau eilen wollte nach „Seijaku“.

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