Entwurf vom Designteam Ehrlich/Drögsler

Wer dieser Tage die hohen Jugendstil-Räume von Bocci in der Berliner Kantstraße 79 aufsucht, findet sich in einer Art Zauberwelt wieder. Bocci fertigt in alter Glasbläsertradition vollkommen moderne Lampen. Per se sind diese schon fast zum Verrücktwerden schön. Jetzt hat sich das kanadische Unternehmen für eine Ausstellung mit Meissen-Porzellan zusammen getan. Vor fast einem Jahr haben meine Designerfreunde Jörg Ehrlich und Otto Drögsler von der Modemarke Odeeh die kreative Leitung von Meissen übernommen. Es passt perfekt. Handwerk (Bocci) trifft auf Handwerk (Meissen) trifft auf Handwerk (Odeeh). Das Ergebnis mit dem Titel „Meissen x Bocci Archive“ ist unglaublich.

Wie schwebend wirkt das feine, zum Teil Jahrhunderte alte Porzellan von Meissen im glühenden Licht der Bocci-Kugeln. Man schreitet von Raum zu Raum, und fällt von einem Erstaunen ins nächste. Wunder folgt auf Wunder. Gebrauchsgegenstände erscheinen so kostbar wie Kunstwerke –  hohe Vasen und Schalen in Weißblau, Skulpturen, Krüge, Teller, Tassen. Lampen umkreisen sie wie kleine Planeten. Und dazwischen sieht man dann auch die neuen Entwürfe von Jörg und Otto in Porzellan. Gesichter auf Tellern neben kreisrunden Spiegeln, in denen das eigene Gesicht aufscheint. Was den Eindruck einer magischen Welt noch verstärkt.

 

Bilder aus dem Archiv von Meissen

Die „Big Five“ in Kleinformat

Die Installationen erstrecken sich über mehr als 20 Räume in verschiedenen Stockwerken. Es sind viele berühmte historische Stücke von Meissen zu sehen. Darunter eine chinesische Wasserflasche aus der Anfangszeit des Hauses. Aber auch Innovationen wie die zarten Tierfiguren der afrikanischen „Big Five“ (d.h. Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard). Gestaltet wurden sie vom jüngsten Künstler, der für Meissen entwirft, wie mir eine nette Dame erklärt.

Meissen firmiert übrigens als Deutschlands älteste Porzellan-Manufaktur. Gegründet wurde sie vor über 300 Jahren. Und noch heute wird die weiße Kaolin-Erde für die Produktion in einem kleinen Bergwerk in der Nähe von Meissen abgebaut. Der Fundus des Hauses ist immens. Die Leuchten von Bocci gibt es „erst“ seit 2005. Aber auch hier existiert schon ein Archiv mit modernen Klassikern. Deswegen heißt die Ausstellung „Meissen x Bocci Archive“. Man meint hier fast, ein Statement gegen alles Schnelllebige anzutreffen. Stücke gemacht für die Ewigkeit, oder zumindest doch beinahe.

 

Die Ausstellung läuft noch bis zum 16. Mai. Dienstags bis Samstags von 11 bis 19 Uhr.
Bocci79, Kantstraße 79, 10627 Berlin.

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