shutterstock_224367028Der britische Schriftsteller Evelyn Waugh (1903-1966) kann eigentlich kein wirklich brillanter Kopf gewesen sein: Stockkonservativ, zynisch und dem Faschismus nicht abgeneigt, weist er alle Qualitäten auf, um seine Bücher sofort in die Ecke zu donnern. „Wiedersehen mit Brideshead“ oder im Original „Brideshead Revisited“, sein berühmtester Roman, verdient jedoch tatsächlich einen „Revisit“.

Ich habe es in den Ferien an der See verschlungen, und die plätschernden Wellengeräusche verbanden sich auf das Allerschönste mit Waughs elegant dahin fließender Sprache. Die Geschichte des Offiziers Charles Ryder, der bei einer Einquartierung während des Zweiten Weltkriegs auf dem Anwesen Brideshead eine Art „Proust’sche Madeleine“ erlebt, ist einfach in jeder Hinsicht lesenswert. Ryder erinnert sich an seine Jugendtage auf Brideshead und in Oxford, seine erotisch angehauchte Freundschaft zu dem charmanten Exzentriker Sebastian Flyte, seine Liebe zu dessen Schwester Julia und die komplexen Beziehungen innerhalb ihrer streng katholischen Aristokraten-Familie. Fein gezeichnete Charaktere, wunderbar ironische Dialoge und die melancholische Beschwörung einer untergegangenen Welt voll von Snobs, Dandies und Illusionen erinnern tatsächlich an Proust, auch wenn der Aufbau des Buches ungleich simpler ist als die „Suche nach der verlorenen Zeit“. Dafür ist man auch mit der Lektüre schneller fertig. Ich habe das englische Original gelesen, aber es gibt auch eine gute und ziemlich neue Übersetzung bei Diogenes. Die Verfilmung von 2008 ist – trotz Emma Thompson – nicht wirklich sehenswert, die britische Verfilmung von 1981 hingegen schon (Foto: Constantin Stanciu/shutterstock.com).

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