Ein bisschen Flaute herrschte diesmal bei den Pariser Haute-Couture-Schauen für das kommende Frühjahr. Wohl aufgrund der Terroranschläge im vergangenen November waren Einladungenweniger Schaulustige als sonst da. Und auch auf den SchiaparelliLaufstegen ging es etwas müde zu, insbesondere bei Christian Dior, wo sich das Atelier bewundernswert mühte. Aber ohne Chefdesigner (der bisherige, der phantastische Raf Simons, verließ das Unternehmen überraschend im vergangenen Oktober) ist es einfach schwer… Viel Schönes gab es natürlich trotzdem. Die Haute Couture – die „Hohe Schneiderkunst“ ist einfach die Königsklasse der Mode.

Entwürfe wie hier sieht man sonst nirgends. Die Kleider werden zum großen Teil inrollandrücken Handarbeit maßgefertigt. Die Kundinnen sitzen häufig in den Defilees und notieren – zumindest im Kopf – welche Entwürfe für sie in Frage kommen. Danach geht es zur exklusiven Anprobe ins Atelier des Modehauses. Kunstfertigkeit ist Grundvoraussetzung für eine Haute-Couture-Kollektion. Die besten Federmacher, Sticker oder Hutmacher sind an den Entwürfen beteiligt – Häuser wie Lesage oder Maison Michel. Einige Handarbeiten können nur von absoluten Spezialisten ausgeführt werden. Leider gilt die aufwändige Couture als aussterbendes Gewerbe, sie ist einfach immens teuer. Die schönste Schau lieferte (wie schon so oft) Karl Lagerfeld bei Chanel ab: Vor der klaren Kulisse eines skandinavisch anmutenden Holzbaus schickte er wunderbare Kleider und Kostüme mit wadenlangen Röcken in schimmernden Naturtönen und mit tollen Stickereien und Flechtmustern über den Laufsteg. Das Ganze wirkte hochkonzentriert – eine echte „Zen“-Kollektion. Schön waren auch die sportlichen Entwürfe von Altmeister Armani und einige der provokanten Teile von „Scharf-Schneider“ Alexandre Vauthier. Die Bilder, die man hier sehen kann, stammen übrigens von meinem begabten Kollegen, dem Fotografen Hendrik Ballhausen, mit dem ich regelmäßig zusammen für die dpa auf den Schauen unterwegs bin (Beitragsbild: Entwurf von Chanel, weitere Bilder, von oben nach unten und links nach rechts: Entwürfe von Schiaparelli, Stéphane Rolland, Dior, Armani, Chanel © Hendrik Ballhausen).

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Link zu dem Fotografen Hendrik Ballhausen

Grimassen schneiden bei der Couture: Die Autorin mit Schauspieler Stefan Konarske und Gala-Modechef Marcus Luft bei der „Poison-Girl“-Party von Dior